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Der erste Arbeitseinsatz 2017 hatte die Aufgabe, unsere neue Station in Bajram Curri einzurichten. Dieses Städtchen im nordalbanischen Gebirge hat ca. 5300 Einwohner und ist Hauptort der Gemeinde Tropoje (20.000 Einwohner, Fläche 1043 km²). Dort war bei unserem letzten Besuch im Oktober die Chefin des – in wundervoller Lage vor den Bergen gelegenen – Hospitals über das Angebot einer Zusammenarbeit sehr erfreut und hatte gebeten, dass wir so bald wie möglich starten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor dem Start gab es noch einige Aufregung. Der Hilfstransport, mit dem wir unsere Geräte geschickt hatten, war zwar in Fushe-Arrez angekommen, die Geräte dort aber nicht auffindbar. Es stellte sich heraus, dass sie zu einer anderen Einrichtung in Pogradec (am Ohrid-See in Südalbanien) weitergeleitet worden waren. So musste unser Mitarbeiter Dritan Nikolli am 24. und 25.12. die weiten Fahrten unternehmen, um alles an Ort und Stelle zu bringen.

Diesmal begleiteten uns Dr. Andreas Dittrich, Augenarzt mit Praxis in Neuenbürg und seine Frau Dr. Marion Dittrich, Radiologin. Die Anfahrt von Shkodra wurde unterbrochen durch ein Loch im Kühlerschlauch. Ersatzteile waren nicht verfügbar, aber Albaner sind Meister der Improvisation. Die braucht aber Zeit, und so brach die Nacht herein, Schneefall setzte ein und wir mussten uns über die schmale, am Rand ungesicherte Straße im Schneckentempo nach Bajram Curri tasten.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 4.1. ging es an das Einrichten der Station. Die Direktorin war überrascht, dass wir wirklich da waren, sie hat schon öfters erlebt, dass Hilfsversprechungen nicht eingehalten werden. Wir fanden im Hospital zwei kleinere für uns geeignete Zimmer. Dr. Dittrich gelang es die Spaltlampe zu installieren, auch Sehzeichenprojektor und Scheitelbrechwertmesser (zum Ausmessen vorhandener Brillen) konnten problemlos in Betrieb genommen werden. Erschrocken waren wir aber, als wir feststellen mussten, dass beim Autorefraktometer die Transportarretierung nicht funktioniert hatte und der obere Teil des Geräts schief stand. Eine Messung erschien nicht möglich. Nach Aufschrauben des Geräts gelang es uns dann aber doch noch die Justierung und Inbetriebnahme.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Dittrich beim Montieren der Spaltlampe

Nachmittags war geplant, die Geräte und den Untersuchungsablauf mit einigen Mitarbeitern des Hospitals zu testen, aber unsere Anwesenheit hat sich schneller herumgesprochen als wir dachten, und so war der Andrang groß.  Am nächsten Morgen war zunächst ein Arbeiten gar nicht möglich, so ballten sich die Wartenden vor der Türe. Angesichts der äußerst ungünstigen Wetterprognosen waren wir zum Abbruch und vorzeitigen Rückfahrt nach Shkodra über die Kosovo-Autobahn entschlossen. Die hinzugerufene Chefin brachte aber etwas Ordnung in die Wartenden und überredete uns, noch einige Stunden zu untersuchen. Auffällig war, dass mitgebrachte Brillen oft nicht stimmten. Erstaunlich gering war die Anzahl schwererer Augenerkrankungen wie Glaukom oder Katarakt, die Dr. Dittrich ermittelte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Visusprüfung am erfolgreich geflickten Sehzeichenprojektor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Sortiment gespendeter Brillen haben wir schon etliche vermitteln können

Die Rückfahrt im Schneesturm wird uns in Erinnerung bleiben, Dritan schaffte es, das geliehene Allrad-Fahrzeug durch schmale Lücken zwischen querstehenden Bussen und LKWs durchzumanövrieren. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Shkodra wartete noch eine spezielle Aufgabe auf Dr. Dittrich: eine 41-jährige Lehrerin hat wegen Keratokonus (Hornhautverformung) einen Visus von unter 0,2 – und übt ihren Beruf ohne Korrektur aus! Dr. Beci hatte uns im Oktober die Frau vorgestellt und Dr. Dittrich hat mit der Firma Poschmann vereinbart, dass er speziell gefertigte Kontaktlinsen zur Trageprobe mitnimmt. Resultat: es wird ein Visus von 0,7 – 0,8 erreicht! Noch muss sich die Frau gedulden, weil die Linsen nochmals nach Deutschland zur Überarbeitung mitgenommen werden mussten. Nach unserem nächsten Aufenthalt werden sich aber die Schüler wundern, was Frau Lehrerin auf einmal alles sieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick von der Burg Rozafa über Shkodra Richtung Gebirge