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Am Morgen sah Donaldo, unser junger Dolmetscher, nicht gut aus. Er habe in der Nacht etwas Fieber gehabt. Als er dann auch noch bemerkte, er würde nichts mehr riechen, schrillten bei uns die Alarmglocken. Wir waren eine knappe Woche in Albanien, an unserer zweiten Untersuchungsstation in Fushe-Arrez. Donaldo stand schon 1 ½ Tage als Übersetzer neben uns. Da unsere Station im kleinen Hospital untergebracht ist, schickten wir ihn sofort zum Covid-Test. Eine Viertelstunde später kamen Dr. Nikollin, der Arzt des Hospitals, und der junge Mann mit Masken an den Eingang unserer Zimmer – der Test war positiv. Danach gab es neun Tage lang beim Frühstück den besorgten Blick in die Runde: sind alle noch fit und gesund? 

Wir waren sechs Teilnehmer, zum ersten Mal dabei waren der Augenarzt Dr. Martin Heidemann aus Trittau bei Hamburg und die Orthoptistin Carmen Schultze aus Rottenburg bei Tübingen. Von albanischer Seite waren dabei Dritan Nikolli, der in einer Klinik bei Aschaffenburg als Krankenpfleger arbeitet, und Lindita Gjegjaj, Krankenpflegerin in Fushe-Arrez, dazu kam jeweils ein örtlicher Übersetzer. Alle hielten durch, und so waren wir froh, unser geplantes Programm durchziehen zu können und keinem der telefonisch bestellten Patienten absagen zu müssen.  Insgesamt haben wir in unseren Untersuchungsstationen 428 Patienten untersucht, davon 162 Kontrollen schon bekannter Patienten, 266 Patienten kamen zum ersten Mal. Bei einem Sehscreening in einer Grundschule in Bajram-Curri wurden 67 Schüler untersucht. Bei 15 von ihnen erfolgte eine genauere Untersuchung, 7 bekamen eine Brille verordnet. Dies zeigt, dass solche Sehscreenings sehr sinnvoll sind, um noch rechtzeitig sehschwache Kinder ermitteln und versorgen zu können. 50 Brillen wurden nach Verordnung gefertigt, 17 gebrauchte Brillen und 48 Nahbrillen wurden abgegeben. 

In Zejmen bekamen wir zum ersten Mal Drillinge als Patienten. Zwei von ihnen bekamen eine Brille verordnet, aber alle drei schicke Sonnenbrillen. Für die Untersuchung müssen die Augen getropft werden, danach sind sie sehr blendempfindlich. Am letzten Tag konnten wir noch einer 42jährige Patientin helfen, die seit Geburt schlecht sieht, wahrscheinlich wegen einer Zapfendystrophie. Bislang musste sie Texte, die sie lesen wollte, mit dem Smartphone fotografieren und auf dem Display vergrößern. Mit einer guten Leuchtlupe aus unserem gespendeten Bestand kann sie nun direkt lesen.

 Der letzte Schritt zur Brillenverordnung: Carmen Schulze kitzelt die optimale Sehkraft heraus

 In unserer Sammlung gebrauchter Brillen fanden wir eine gut geeignete Sofortlösung (und spätere Ersatzbrille), die nach Verordnung gefertigte Brille hat die Patientin mittlerweile erhalten.  

 Dr. Martin Heidemann untersucht den Augenhintergrund